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Praktikum bei der Simona AG in Kirn (Rheinland-Pfalz)

Ich habe im Juni und Juli 2018 3 verschiedene Praktika gemacht. Zunächst war ich 2 Wochen in Kirn, Deutschland, dem Wohnort meiner Tante. Dort habe ich eine Woche ein Praktikum bei der Simona AG gemacht, in der zweiten Woche habe ich auf der Stadtverwaltung Kirn im Sozialamt gearbeitet. Schließlich habe ich im Juli noch 2 Wochen Schülerpraktikum bei Phoenix Contact in Blomberg ableisten können.

Dieser Bericht wird sich mit meiner Erfahrung bei der Simona AG beschäftigen.

Die Simona AG wurde vor mehr als 150 Jahren von den Brüdern Theodor und Heinrich Simon als Lederfabrik Karl Simon Söhne, Kirn gegründet. Die Stadt war damals eines der größten Zentren der Lederindustrie in Deutschland und Europa. In der Zwischenzeit hat sich die Simona umorientiert und ist nun ein führender Hersteller von thermoplastischen Kunststoffhalbzeugen, Rohrleitungssystemen und Fertigteilen.

Thermoplaste sind Kunststoffe, die unter Wärme verformt und verarbeitet werden können und nach dem Erkalten die neue Form behalten. Dabei haben unterschiedliche Thermoplaste, wie z.B. PE und PVC, unterschiedliche Verarbeitungstemperaturen und Materialeigenschaften. Halbzeuge sind Produkte, wie z.B. Platten, die zu einem Endprodukt, wie beispielsweise einem Behälter, verarbeitet werden.

Simona führt weltweit eines der größten Sortimente an thermoplastischen Kunststoffprodukten:

  • Platten
  • Fertigteile und Profile
  • Schweißdrähte
  • Voll- und Hohlstäbe
  • Rohre und Formteile
  • Armaturen

Hauptsitz der Simona AG ist in Kirn im Hunsrück. Hier werden die Platten, Stäbe, Profile und Schweißdrähte (Halbzeuge) im Extrusions- und Pressverfahren hergestellt. Die Rohr- und Formteilproduktion ist im baden-württembergischen Ringsheim angesiedelt. Hier werden auch Fertigteile produziert.

Das Unternehmen macht knapp 350 Millionen Euro Umsatz und hat 1300 Mitarbeiter.

Während meines Praktikums war mein Arbeitsbeginn um 9 Uhr und ich hatte jeden Tag um 16 Uhr Feierabend. Ich hatte außerdem eine verpflichtende Mittagspause von einer Stunde pro Tag, diese konnte ich frei nehmen, wie es eben in den Arbeitsablauf hereinpasste.

Den ersten Tag habe hauptsächlich damit verbracht, das Unternehmen etwas kennen zu lernen und mich zu orientieren. Zunächst wurde ich durch den Betrieb und die Produktion geführt und mir wurde genauer erklärt, was die Simona für ein Unternehmen ist. Danach war ich in der Inlandsverkaufsstelle. Dort melden sich Kunden (telefonisch oder per Mail) aus Deutschland und geben ihre Produktbestellungen auf. Diese Bestellungen werden von einem Mitarbeiter in das interne SAP System eingegeben. Anhand der Produktnummer kann man nachschauen, ob die gewünschten Produkte noch auf Lager sind und den Preis festlegen (dieser kann je nach Kunde leicht unterschiedlich sein in Abhängigkeit von der Bestellmenge und der Beziehung des Kunden zum Unternehmen). Eine Auftragsbestätigung wird dann an den Kunden geschickt, diese beinhaltet auch den voraussichtlichen Liefertermin. Mir wurde gezeigt, wie man Produkte im Katalog und im Computersystem sucht und ich konnte diese Produktsuche auch selbst durchführen.

Am nächsten Tag war ich in der Auslandsverkaufsstelle. Dort werden Regionen, wie Indien, Teile Asiens, Afrika und Europa bedient. In den anderen geografischen Gebieten (wie z.B. USA) gibt es Tochterfirmen, die vor Ort die Kunden betreuen. Die Arbeitsweise ist die gleiche wie in der Inlandsverkaufsstelle, nur dass die Korrespondenz und die dazugehörigen Bestellungen meist auf Englisch ablaufen. Am Nachmittag habe ich dann fast eigenständig Aufträge erstellt. Dabei waren auch viele auf Französisch, da ich bei der für den französischen Markt zuständigen Sachbearbeiterin war.

Am Mittwoch war ich in der Abteilung Qualitätsmanagement. In dieser Abteilung werden Kundenreklamationen bearbeitet. Der Kunde schickt normalerweise erst ein Foto des fehlerhaften Produktes, und es wird dann über das weitere Vorgehen (Zurückschicken, Nachbessern, Austausch oder Abweisen der Reklamation) entschieden. Außerdem ist man hier für die Qualitätskontrolle der Produktion zuständig. Schließlich werden hier auch Materialzeugnisse ausgestellt, die die kontrollierten Eigenschaften des Materials und Produktionsdatum sowie zusätzliche Informationen nach Bedarf aufführen. An diesem Tag habe ich vor allem die Abläufe der Abteilung kennengelernt und mir wurden einige konkrete Reklamationen und Zeugnisse gezeigt und erklärt.

Die beiden letzten Tage habe ich im Labor verbracht. Es liegt etwa 500m von den Büros im Werk II, wo sich eine weitere Produktionsstätte befindet. Für die Arbeit im Labor musste ich Sicherheitskleidung tragen (Sicherheitsweste und Sicherheitsschuhe).

In diesem Labor werden die Granulate und die Farbpigmente, die zur Herstellung der Kunststoffteile verwendet werden, nach DIN Norm getestet und geprüft. Diesen Vorgang nennt man Wareneingangsprüfung. Nach Verarbeitung der Werkstoffe werden die fertigen Produkte vor dem Versand stichprobenartig geprüft (Warenausgangsprüfung). Ein dritter Bereich sind unterstützende Prüfungen z.B. für Neuentwicklungen oder Farbeinstellungen. Nach einer Führung durch das Labor und das Werk habe ich zunächst bei verschiedenen Prüfungen zugeschaut. Nach Anleitung habe ich einige Prüfungen fast selbständig durchgeführt:

  • Bestimmung des Schmelzindex von geliefertem Granulat: hierbei geht es darum, festzustellen, ob die für die Produktion benötigte Schmelzeigenschaft eingehalten wird. Hierzu habe ich Granulat in einem Prüfgerät geschmolzen und kontrolliert, ob die geschmolzene Masse mit der spezifizierten Geschwindigkeit und Masse aus dem Gerät herausgedrückt wird. Wenn dies der Fall war, habe ich der Granulatlieferung eine weitere Probe entnommen. Diese wird in beschrifteten Behältern 6 Monate aufbewahrt, um bei etwaigen Reklamationen das Produkt noch einmal bis zum Granulat zurückverfolgen zu können.
  • Zugversuch: Anhand dieses Versuches kann man sehen, wieviel Druck ein Kunststoff aushalten kann, bevor er bricht bzw. wie dehnbar ein Kunststoff ist. Meine Aufgabe bestand darin, die Materialproben in eine Klemmvorrichtung einzuspannen. Dabei musste ich darauf achten, die Proben präzise einzuspannen. Dann habe ich die Maschine eingeschaltet, die die Zugkraft ausübt und gewartet, bis der Stoff bricht. Alle Werte der Werkstoffprüfung werden computergesteuert gespeichert und entsprechend analysiert.
  • Farbüberprüfung: Bei dieser Prüfung wird getestet, ob neu gelieferte Farbpigmente die gewünschte Standardfarbe der Simona AG haben. Zusammen mit einem Labormitarbeiter haben wir die Farbpigmente herausgesucht, die bei der Simona vorrätig und bereits geprüft sind, um sie mit einer neuen Lieferung von Farbpigmenten zu vergleichen. Mit beiden Farbpigmenten haben wir ein sogenanntes Walzfell gemacht, das bedeutet, man mischt die Farbpigmente zu einem Granulat hinzu und lässt diese Mischung so lange durch zwei heiße Walzen laufen, bis annährend eine Platte entsteht. Per Sichtkontrolle haben wir beide Walzfelle verglichen, anschließend haben wir die Platten unter einen Farbscanner gelegt, um die Überstimmung nach Sichtkontrolle auch genau zu bestimmen.

Bei anderen Prüfungen, wie etwa Bewitterung und dem Schlag- und Kerbschlagzähigkeitsversuch, konnte ich zusehen.

Am letzten Tag hatte ich früher frei. Bei der Simona ist in der Produktion freitags früher Feierabend.

Mir hat dieses Praktikum gut gefallen, weil ich einen Einblick in die Bürotätigkeiten, aber auch in ein Labor eines Produktionsunternehmens gewinnen konnte. Die Kollegen waren alle sehr nett und freundlich und haben mir gerne ihre Tätigkeiten erklärt und mir bei Fragen geholfen. Größere Schwierigkeiten hatte ich nicht, Verständigungsprobleme gab es keine. Ich habe in den verschiedensten Bereichen und Unternehmen gearbeitet, insofern war meine Entscheidung, 3 verschiedene Praktika zu machen, gut. Ich habe mich dafür entschieden, mein Praktikum bei der Simona AG näher zu beschreiben, weil es sehr interessant war und vielfältige Tätigkeiten beinhaltete. Ich habe mich zu keiner Zeit gelangweilt und viele neue Dinge gelernt.

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